© Haniel
Unsere DNA

Der ehrbare Kaufmann

Fleiß, Disziplin, Bescheidenheit: Für uns sind die Werte des ehrbaren Kaufmanns aktueller denn je. Eine Vorstellung von unseren Wurzeln. Und unserem Denken.

Für Haniel und die zum Familienunternehmen gehörende Stiftung stellt das Ideal des ehrbaren Kaufmanns den Wegweiser für erfolgreiches und langfristiges sowie nachhaltiges Wirtschaften gerade auch in einer zunehmend vernetzten Welt dar. Wofür steht der ehrbare Kaufmann? Was macht eine mittelalterliche Figur heute noch so aktuell? Um nach vorne zu denken, lohnt sich der Blick zurück – auch in die eigene Firmenhistorie. Denn dies erklärt unser Stiftungsengagement heute.

Der gute Ruf: Vertrauen, das verpflichtet

Während heute eine unterschiedliche Anzahl von Sternen auf Onlineportalen Waren bewertet oder auch Hinweise auf die Qualität von Produkten und Dienstleistungen gibt, stand den Kundinnen und Kunden im Mittelalter in dieser Hinsicht im Wesentlichen nur eine Quelle der Information zur Verfügung: die Person, die ihre Ware anpries, mitsamt ihrer Reputation. Oft waren die Kaufleute auf ihren Handelsreisen aber Fremde, und andere Vergleichsinstrumente existierten nicht. Die Folge: Mangelndes Vertrauen hemmte die Geschäftstätigkeit immens.

Zur Vertrauensbildung konnten die Kaufmannsgilden beitragen, die auch Leitlinien für gutes unternehmerisches Handeln formulierten. Wer einer dieser Vereinigungen beitrat, musste nach ihrem Kodex agieren. So konnten Kaufleute sich mit dem guten Ruf ihrer Gilde schmücken und das Vertrauen von Kundinnen und Kunden entsprechend schneller gewinnen. Wer gegen die Werte und Grundsätze verstieß, wurde ausgeschlossen.

Die Entdeckung der Welt – und der Tugenden

Und noch etwas kam hinzu: Wirtschaftliche Tätigkeit setzte Bildung voraus. In der Struktur der mittelalterlichen Gesellschaft waren Kaufleute daher häufig nicht nur Wirtschaftstreibende, sondern auch Entdeckerinnen und Entdecker, Geschichtenschreiber und Erzählerinnen. Man denke etwa an Marco Polo. In freien Städten engagierten sich Händlerinnen und Händler meist zudem für das Gemeinwesen. Entsprechend genossen sie unter den Bürgern großes Ansehen, die sie insbesondere den Tugenden des „ehrbaren Kaufmanns“ verdankten. Zu diesen Werten zählen bis heute Fleiß, Disziplin, Bescheidenheit, Integrität, Anstand und Weitsicht.

Franz Haniel: Unternehmertum verantwortlich weitergedacht

Vor etwa 200 Jahren hat Franz Haniel, der Enkel des Unternehmensgründers, seine Entscheidungen auch auf Basis solcher Tugenden getroffen. Mit der Einführung der ersten Betriebskrankenkasse in Deutschland, dem Bau von Arbeitersiedlungen und der Stiftung einer Schule in Duisburg-Ruhrort hat er seine Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitenden und seiner Umgebung wahrgenommen, ohne seine unternehmerischen Ziele aus den Augen zu verlieren. So schloss das eine das andere nicht aus, sondern ergänzte sich: Für Haniel war eine gesunde Belegschaft notwendig, die dauerhaft gute Leistungen erbringen konnte. Wer jedoch morgens schon einen langen Fußweg zur Arbeitsstätte zurücklegen musste oder ständig krank war, der tat weder sich selbst noch dem Betrieb einen Gefallen.

Traditionelle Werte, Antrieb für unser Handeln

Wert schaffen durch die Beachtung von Werten – das ist bis heute die Basis für das Selbstverständnis von Haniel. Die von Franz Haniel aufgenommenen Tugenden des ehrbaren Kaufmanns spielen im Unternehmen noch immer eine wichtige Rolle. Daneben ist die Stiftung eine wertvolle Einrichtung, mit der Haniel seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und Programme in den Bereichen „Enkelfähiges Unternehmertum“ und „Bildung als Chance“ erarbeitet.

Sowohl im Firmenalltag als auch in der Stiftungsarbeit zeigt und bewährt sich, wie Haniel die Werte des ehrbaren Kaufmanns seit 260 Jahren lebt, sie transportiert und weiterentwickelt: Fachwissen stärken und über den Tellerrand schauen; den Gewinn im Blick haben, ohne die Belegschaft oder die Gesellschaft aus den Augen zu verlieren; die Starken so fördern, dass auch die Schwachen davon profitieren; sich auf die traditionellen Werte stützen, ohne die Zeichen der Zeit zu ignorieren.

Denn Werte gehen in Führung

Werte zu fördern, gerade auch im Sinne eines nachhaltigen Unternehmertums, ist heute die zentrale Leitlinie bei den Förderprogrammen der Haniel Stiftung, zum Beispiel an der Harvard University in Boston. „Eine der Veranstaltungen, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist der Kurs ‚Moral Leader’. Diese Vorlesung behandelte moralische Dilemmata und Entscheidungsprozesse literarischer Figuren und historischer Persönlichkeiten wie Antigone, Othello und Harry Truman“, erzählt Alumnus Hauke Rapold über seine Teilnahme an diesem Kurs an der Harvard Business School in Boston, den er als McCloy-Stipendiat besuchte.

Anker für zentrale Entscheidungen

Auch bei der Haniel & Cie. GmbH sind Werte nach den Grundsätzen des ehrbaren Kaufmanns Teil einer gelebten und gewachsenen Kultur, die wesentliche unternehmerische Entscheidungen prägen. So gehören zu den Auswahlkriterien bei Unternehmenskäufen nicht nur harte Zahlen, sondern gerade auch weiche Faktoren. Das vielschichtige Compliance-Modell enthält neben juristischen explizit auch ethische und soziale Fragen.

Gewinn für die Gesellschaft

Die werteorientierten Unternehmerinnen und Unternehmer der Zukunft wollen auf verantwortungsvolle Weise Gewinne erzielen, ohne dabei gesellschaftliche Interessen zu verletzen. Damit wenden sie sich von einem Unternehmerbild ab, das unter Wirtschaftskrisen und Firmenskandalen sehr gelitten hat. Aus diesem Grund will die Haniel Stiftung zeigen, dass ökonomischer Erfolg und Gemeinwohlinteresse sich nicht widersprechen. Darum sind für die Stiftung bei der Auswahl der zu fördernden Personen verschiedene Aspekte wie Kreativität, Engagement und Nachhaltigkeit ausschlaggebend. „Uns ist wichtig, ob und wie sich Bewerberinnen und Bewerber neben ihrem Studium gesellschaftlich einsetzen“, sagt Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel Stiftung.

Sprungbrett für sinnvolle Start-ups

Einer, der diese Kriterien erfüllt, ist Frederic Rupprecht. Die Haniel Stiftung unterstützte ihn bei seinem Aufbaustudium „Public Policy“ an der Harvard Kennedy School im amerikanischen Cambridge. Sein dort erworbenes Wissen setzte er bereits während seines Studiums zum Wohl von Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein – in dem von ihm mitgegründeten Start-up betterRe!. Mit seinem Unternehmen will er die klimaschädliche Batterieindustrie umkrempeln und die Verbreitung von Akkus durch größere Benutzerfreundlichkeit steigern. „Menschen messen einem kurzfristigen Gewinn oft einen hohen Wert bei, ohne jedoch dabei die negativen Effekte – die irgendwann in der Zukunft daraus folgen – richtig abschätzen zu können. Gerade in Zeiten des Klimawandels möchte ich dieses Verhalten im betrieblichen Kontext verändern“, so der Jungunternehmer.

Die Grenzen des Wachstums

Rupprecht will mit betterRe! also mehr bewirken, als nur Gewinne zu erwirtschaften. Das hat sein Start-up auch mit der Franz Haniel & Cie. GmbH gemeinsam. Dort hat es schon Entscheidungen gegen den Kauf von Firmen gegeben, etwa wenn zu viele ökologische Fragen offengeblieben sind. Sich im Zweifel pro Verantwortung und contra Wachstum um jeden Preis zu entscheiden – das zeigt, wie tief der ehrbare Kaufmann in der DNA bei Haniel verankert ist und wie nachhaltig er die Geschicke der Firma prägt.

Werte und Wertschöpfung

Dennoch: Verantwortung in der Tradition des ehrbaren Kaufmanns bedeutet nicht, dass Firmen gute Taten vollbringen, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben. Wenn die eigentliche Wertschöpfung und Corporate Responsibility völlig entkoppelt sind, suggeriert das, dass ein Betrieb nicht verantwortungsvoll und zugleich wirtschaftlich erfolgreich geführt werden kann. Unternehmerische Verantwortung besteht jedoch nicht in allgemeiner Wohltätigkeit, sondern darin, durch gezielte Investitionen Wert und Werte zu schaffen, die wirtschaftlich sinnvoll und nützlich für die Gesellschaft sind.

Wertewelt mit einer Heimat: Duisburg

Anstatt nur in Quartalen denkt man bei Haniel seit jeher in Generationen. So stiftete Franz Haniel im Jahr 1856 eine Schule in Duisburg-Ruhrort und richtete einen Fonds für Eltern begabter Kinder ein, die sich das Schulgeld nicht leisten konnten. Er wollte den Gedanken, dass sich Bildung als langfristige Investition lohne, im Wertekosmos von Haniel verankern: Wer in Bildung einzahlt, der darf keine schnellen Ergebnisse erwarten, aber er sichert damit den langfristigen Erfolg. Dabei fühlen sich die Haniel Stiftung und das Unternehmen Franz Haniel & Cie. GmbH bis heute der Stadt Duisburg verpflichtet. Schließlich sind wir hier groß geworden. Umso mehr möchten wir unserer Heimat etwas zurückgeben. Deshalb nimmt Bildung vor Ort einen hohen Stellenwert in unserem Engagement ein. Unsere Stiftungssäule „Bildung als Chance“ hat einen ganz klaren Fokus auf Kinder und Jugendliche im Raum Duisburg.

Der ehrbare Kaufmann: ein Kosmopolit.

Über den lokalen Bezug hinaus wollen wir unsere Werte von Duisburg aus in die Welt tragen. Das tut die Franz Haniel & Cie. GmbH, indem sie die Philosophie des ehrbaren Kaufmanns und der gesellschaftlichen Verantwortung über ihre Duisburger Zentrale hinaus an alle ihre internationalen Standorte weitergibt.

Und das tut die Haniel Stiftung durch die globale Ausrichtung ihrer Stiftungssäule „Enkelfähiges Unternehmertum“ . Indem wir Stipendiatinnen und Stipendiaten Aufbaustudiengänge an renommierten internationalen Universitäten ermöglichen, wollen wir auch den kosmopolitischen, weltoffenen Geist des ehrbaren Kaufmanns fördern. Die von der Stiftung geförderten Nachwuchsführungskräfte haben auch die benachteiligten Jugendlichen im Blick, weiß Stiftungs-Geschäftsführer Rupert Antes aus Erfahrung. „Immer wieder kommen Stipendiatinnen und Stipendiaten mit innovativen Ideen zur Lösung sozialer Probleme und damit auch Ideen für neue Sozialunternehmen von ihren Auslandsaufenthalten zurück. Einige davon setzen sie auch im Bildungsbereich um.“

Immer wieder kommen Stipendiaten mit innovativen Ideen zur Lösung sozialer Probleme und damit auch Ideen für neue Sozialunternehmen von ihren Auslandsaufenthalten zurück. Einige davon setzen sie auch im Bildungsbereich um.

Dr. Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel Stiftung

Alumni unternehmen Bildungsinitiativen

Als Beispiel nennt er Elisabeth Heid, die im Rahmen des von der Stiftung geförderten McCloy-Stipendienprogramms Public Administration an der Harvard Kennedy School studiert hat. Sie ist Mitgründerin der Bildungsinitiative Teach First Deutschland, die zum Abbau von Bildungsbarrieren für benachteiligte Kinder und Jugendliche beitragen möchte. Die Stiftung kann dadurch auf Kontakte aus dem Alumni-Netzwerk zurückgreifen, wenn sie Kooperationspartner für ihre Projekte im Bildungsbereich sucht. So ist Teach First Deutschland eingebunden in das von der Haniel Stiftung ins Leben gerufene Projekt „Bildung als Chance“ im Raum Duisburg.

Werte bringen uns im Wandel weiter

Fleiß, Disziplin, Bescheidenheit – ein wenig altmodisch klingen sie, diese Begriffe, die eingangs als die Tugenden eines ehrbaren Kaufmanns beschrieben wurden. In Zeiten der Generation Y sind sie aber brandaktuell. „Viele junge Leute legen heute mehr Wert darauf, für welches Unternehmen sie arbeiten“, sagt Rupert Antes. Für jene unter ihnen, die selbst als Wirtschaftstreibende am gesellschaftlichen Wandel mitwirken wollen und die Verpflichtungen nicht scheuen, setzt die Stiftung sich ein. Nur wenn es auch zukünftig Unternehmerinnen und Unternehmer gibt, die Aufgaben und Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen, werden sich Lösungen für die sozialen Herausforderungen finden lassen, die Digitalisierung und Globalisierung darstellen.

So wird eine Brücke von der Vergangenheit zur Zukunft geschlagen: Ebenso wie für den ehrbaren Kaufmann früherer Zeiten sind moralische Werte heute die Basis für langfristigen Unternehmenserfolg. Diese Werte sind schnell formuliert, aber unter dem Zeit-, Kosten- und Wettbewerbsdruck einer globalisierten Wirtschaft schwer zu leben. Dafür braucht es profunde Kompetenzen, deren Vermittlung im Zentrum der Nachwuchsförderung der Haniel Stiftung steht.

„Neben der Digitalisierung ist die Globalisierung sicherlich die größte Herausforderung für Unternehmen“, meint Rupert Antes. Wenn die Netze immer größer werden, verlieren staatliche Steuerungsmaßnahmen an Einfluss. Umso wichtiger ist es, dass Betriebe im Rahmen der Leitsätze des ehrbaren Kaufmanns auf verantwortungsvolle Weise handeln. Dadurch sichern sie sich eine bedeutende Grundlage für einen langfristigen und nachhaltigen Geschäftserfolg.

 

Von Haniel Stiftung